BLEIBERECHT FÜR ALLE – statt Chancenfalle!

DEUTSCH

Für das Recht auf Leben, für das Recht auf Flucht!

waren wir heute zusammen mit Sea-Eye Berlin auf der Straße. Wir dokumentieren hier unseren Redebeitrag von Bruno Watara, Refugees with Attitudes.

Deutsch unterhalb

Fluchtursache_Ausbeutung

Nous savons tous que l’Allemagne et l’Europe sont responsables de la mort de nombreuses personnes en Méditerranée. L’Europe empêche ces personnes de venir en Europe dans des navires sûrs. Plus précisément, elle paie les milices libyennes pour le faire.
L’Allemagne et l’Europe sont également responsables des personnes qui doivent fuir de chez eux. J’aimerais maintenant vous parler de quelques raisons de fuite.

Premièrement, la guerre comme cause de la migration

Toutes Les 14 minutes, une personne meurt d’une arme allemande. C’est presque 100 personnes par jour. Cela signifie que l’économie allemande profite des guerres dans le monde entier. La situation en Afghanistan et les événements récents au Mali en témoignent : Les missions étrangères de l‘armé Allemende ne contribuent pas à la protection de la population, mais fait que les armes atteignent les régions en crise.

Cause d’exploitation économique, vols

Par exemple, l’Afrique, l’un des continents les plus riches du monde, est depuis longtemps liée, pillée et entravée dans son développement.
En vérité, les principales causes de la migration sont les accords économiques et de libre-échange et les prêts pour le soi-disant au développement de l’Afrique, qui poussent les pays africains dans des pièges de la dette.
Chaque fois que l’Europe invite l’Afrique à des „accords“, elle planifie a voler les pays africains. Dans ce contexte, nous nous souvenons également de la Conférence du partenariat G20-Afrique qui s’est tenue à Berlin en juin 2017 : la population de ces cinq pays africains dont les présidents ont été invités à la conférence ne savent toujours pas ce qui a été convenu á cette conférence,combien d’argent,á qui et avec quels intérêts, l’UE protêge directement les gouvernements antidémocratiques et les régimes dictatoriaux.

Cela m’amène au troisième point : la cause de la migration, les dictatures et la torture dans les États.

Chers amis, chères amies,

L’Europe prêche la démocratie, mais soutient les dictateures. L’Europe parle de la lutte contre les causes de la migration. Mais c’est le contraire qui se produit : avec l’exploitation, l’argent et les livraisons d’armes, ils créent les conditions que les gens doivent fuir de chez eux Cette politique de l’UE tue, même loin des frontières de l’Europe.

Et c’est pourquoi nous, les réfugiés et nos familles, avons le droit d’être protégés en Allemagne. Car l’Allemagne crée des causes de fuite avec la politique de l’UE.
Dans ce contexte, il n’existe pas de procédure d’asile équitable: Une procédure d’asile équitable serait une procédure dans laquelle une autorité allemande doit prouver que l’Allemagne n’a pas de soit coresponsable des raisons de notre fuite et ne profite pas de la situation que nous avons fuie.

Chers amis, chères amies,
Vous avez certainement entendu parler de l’introduction d’un nouveau droit de séjour pour les personnes qui ont le Duldung, le “droit de séjour d’opportunité”. Les persones avec Duldung , c’est-à-dire les personnes dont la demande d’asile ont été rejetée par le BAMF et qui sont depuis “tenues de quitter le territoire”. Certains d’entre eux devraient désormais bénéficier d’un séjour d’opportunité : Ils peuvent rester ici s’ils ont un travail et peuvent subvenir seuls à leurs besoins.

Ainsi, l’exploitation de nos pays se poursuit dans le droit de séjour. Seuls ceux qui sont exploitables sur le marché du travail allemand peuvent rester .
C’est contre cela que nous luttons dans le cadre de la campagne “Droit de rester pour tous – au lieu d’un piège à opportunités”.
Nous voulons un Droit de rester pour tous indépendant d´une date d´entrée sur le territoire pour tous ceux qui vivent déjà en Allemagne, y compris pour ceux qui par crainte d´expulsion vivent dans la clandestinité ou pour d´autres raisons dans l’illégalité.

Freedom of movement is everybody right. We are here and we will fight.

Wir alle wissen, dass Deutschland und Europa für den Tod vieler Menschen im Mittelmeer verantwortlich ist. Europa verhindert, dass diese Menschen mit sicheren Schiffen nach Europa kommen. Genauer gesagt, es bezahlt libysche Milizen dafür, das zu tun.
Deutschland und Europa sind auch dafür verantwortlich, dass Menschen fliehen müssen. Über einige Fluchtgründe möchten wir jetzt sprechen:

Fluchtursache_Ausbeutung

Erstens: Fluchtursache Krieg
Alle 14 Minuten stirbt ein Mensch durch eine deutsche Waffe. Das sind fast 100 Menschen am Tag. Das bedeutet die deutsche Wirtschaft profitiert von den Kriegen in der ganzen Welt. Die Situation in Afghanistan und die Ereignisse in Mali haben uns gezeigt: Die Auslandseeinsätze der Bundeswehr tragen nicht zum Schutz der Bevölkerung bei, sondern nur dazu dass Waffen in Kriesenregionen gelangen.

Zweitens: Fluchtursache wirtschaftliche Ausbeutung
Zum Beispiel Afrika, einer der reichsten Kontinenten der Welt, wird seit langem gefesselt, geplündert und in seiner Entwicklung gehindert.
Um die Wahrheit zu sagen, sind die Hauptursachen der Migration Wirtschafts- und Freihandelsabkommen und die Kredite für die sogenannte Entwicklung Afrikas, die afrikanischen Länder in die Schuldenfalle treiben.
Jedes Mal, wenn Europa Afrika zu sogenannten „Abkommen“ einlädt, will es die afrikanischen Länder ausrauben. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang auch an die G20-Afrika Partnerschaftskonferenz im Juni 2017 in Berlin: Die Bevölkerung der fünf afrikanischen Länder, deren Präsidenten zu der Konferenz eingeladen waren, wissen bis heute noch nicht, was bei dieser Konferenz vereinbart wurde und wie viel Gelder an wen und mit welchen Interessen geflossen sind. So fördert die EU direkt undemokratische Regierungen und diktatorische Regime.

Und damit kommen wir zu drittens: Fluchtursache Diktaturen und Folterstaaten

Liebe Freundinnen und Freunde,
Europa predigt Demokratie, aber es unterstützt Diktaturen. Und Europa spricht darüber Fluchtgründe zu bekämpfen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Mit Ausbeutung, Geld und Waffenlieferungen schaffen sie die Verhältnisse vor denen Menschen fliehen müssen. Diese Politik der EU tötet – auch weit weg von den Grenzen Europas.

Und deshalb haben wir Flüchtlinge und unsere Familien ein Recht auf Schutz in Deutschland. Denn Deutschland schafft mit der Politik der EU Fluchtursachen.
Vor diesem Hintergrund gibt es keine fairen Asylverfahren: Ein faires Asylverfahren wäre ein Verfahren, in dem eine deutsche Behörde beweisen muss, dass Deutschland keine Mitverantwortung für unsere Fluchtgründe hat und nicht Nutznießer der Situation ist, aus der wir geflohen sind.

Liebe Freundinnen und Freunde,
ihr habt sicher davon gehört, dass es mit dem sogenannnten Chancenaufenthaltsrecht eine neue Bleiberechtsregelung für Geduldete geben wird. Geduldete, das bedeutet Menschen, deren Asylantrag das BAMF abgelehnt hat und die seitdem „ausreisepflichtig“ sind. Einige von ihnen sollen jetzt einen Chancenaufenthalt bekommen: Sie dürfen hier bleiben, wenn sie Arbeit haben und alleine für ihren Lebensunterhalt sorgen können.

So setzt sich die Ausbeutung unserer Länder im Aufenthaltsrecht fort. Nur wer für den deutschen Arbeitsmarkt zu verwerten ist, darf hier bleiben.

Dagegen kämpfen wir als Kampagne „Bleiberecht für Alle – statt Chancenfalle“.

Wir wollen ein stichtagsunabhängiges „Bleiberecht“ für alle, die bereits in Deutschland leben, auch für diejenigen, die vor Jahren aus Angst vor Abschiebung untergetaucht sind oder aus anderen Gründen illegalisiert leben.

Freedom of movement is everybody right. We are here and we will fight.

Chancen für wenige

Heute, am 16.12.20222, wurde das Gesetz zum Chancen-Aufenthaltsrecht im Bundesrat verabschiedet, es soll am 1. Januar 2023 in Kraft treten.

Geduldete, die am Stichtag 31. Oktober 2022 seit fünf Jahren in Deutschland leben, sollen für 18 Monate das sogenannte Chancen-Aufenthaltsrecht bekommen. In dieser Zeit haben sie die „Chance“, die Voraussetzungen für ein dauerhaftes Bleiberecht zu schaffen, das sind: Arbeit und ausreichendes eigenes Einkommen, Sprachkenntnisse und die Erfüllung der Passpflicht.

Wer das schafft, soll eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erhalten. Wer das nicht schafft, fällt zurück in die Duldung und ist – mehr als zuvor – von Abschiebung bedroht.

Laut Prognose der Bundesregierung wird letztlich nur ein Bruchteil der Geduldeten durch das neue Gesetz eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis bekommen: Rund 14% derjenigen die aktuell mit einer Duldung leben müssen (Quelle).

Die Bundesregierung geht davon aus, dass nur rund 40 % der Geduldeten überhaupt einen Antrag auf ein „Chancen-Aufenthaltsrecht“ stellen werden. Denn sie hat neben der Stichtagsregelung auch andere große Hürden in das Gesetz eingebaut: Es schließt Flüchtlinge wegen kleinster Straftaten, die bei anderen Bürger*innen noch nicht einmal in ein polizeiliches Führungszeugnis kämen, vom „Chancen-Aufenthaltsrecht“ aus. Auch Flüchtlinge, denen die Behörden unterstellen, dass sie absichtlich keine Dokumente zur „Identitätsklärung“ besorgt haben, sollen kein „Chancen-Aufenthaltsrecht“ bekommen.

Das bedeutet zahlreiche Flüchtlinge werden weiter mit Kettenduldungen leben müssen. In einer „Endlosschleife von Isolation und Demütigung“ sagt die Gruppe Refugees with Attitudes. Sie war in Sammelunterkünften in verschiedenen Regionen und hat mit Geflüchteten darüber gesprochen. Die meisten ihrer Gesprächspartner leben mit Kettenduldungen seit vielen Jahren in Sammelunterkünften in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Einige hielten das Leben dort nicht mehr aus und entschieden sich für ein Leben in der Illegalität in Berlin bzw. Hamburg.

Viele wissen weder ein noch aus in dieser Situation, die vielfach für Jahre und bisweilen sogar Jahrzehnte andauert! Sie sind verzweifelt, werden krank. Immer wieder finden Menschen einzig im Suizid ein Ende ihrer hoffnungslosen Situation“ erzählen die Aktivist*innen der Gruppe.

Ihre Dokumentation der Interviews macht diese verzweifelte Situation deutlich: https://www.refugees-with-attitudes.de/interviews/

Tag der Menschenrechte – an ALLEN Tagen hinschauen!

Wie jedes Jahr am 10. Dezember ist heute Tag der Menschenrechte. An diesem Tag verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. In 30 Artikeln werden hier Rechte definiert, die für jeden Menschen „ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand“ (Artikel 2 der Erklärung) und unabhängig vom rechtlichen Status in dem Land, in dem er lebt oder sich aufhält, gelten sollen.

Wie jedes Jahr gibt es eine Vielzahl von Veranstaltungen zu Menschenrechten. Zum Beispiel arbeiten die einen Historisches auf, andere beschäftigen sich mit aktuellen Schieflagen bei der Einhaltung von Menschenrechten. Und davon gibt es weltweit viele: russische Verfolgungen von Dissidenten und der Krieg in der Ukraine, US-amerikanische Folterungen in Guantanamo, tote Demonstranten im Iran oder Sudan, wo die Menschen Demokratie einfordern, die Unterdrückung der Kurden in der Türkei oder der Palästinenser in Israel und der chinesische Genozid an den Uiguren.

Wir müssen auch über Menschenrechtsverletzungen der EU und in Deutschland sprechen!

An den Außengrenzen der EU werden Menschen regelmäßig zurückgetrieben, damit sie möglichst keinen europäischen Boden erreichen: Boote werden auf dem Mittelmeer zurückgedrängt und die Menschen libyschen Lagern überlassen. Die spanische Polizei prügelt Flüchtlinge hinter den Zaun nach Marokko zurück. In Bulgarien, Ungarn und dem neuesten EU-Kandidaten Kroatien werden Flüchtlinge bei Ankunft unter ähnlichen Bedingungen interniert – nicht etwa in Gefängnissen, sondern in Drahtverhauen. In Griechenland wurden Flüchtlinge mit scharfer Munition beschossen, um über die Grenze in die Türkei zurückgedrängt zu werden. Und in Polen, das allgemein zurzeit für seine Aufnahme vieler ukrainischer Flüchtlinge gelobt wird, werden an der Grenze nach Belarus alle anderen Flüchtlinge brutal zusammengeschlagen und zurückgedrängt – ohne, dass Europa hinschaut.

Und in Deutschland? In Deutschland müssen Migranten und besonders Flüchtlinge erst einmal an der Ausländerbehörde vorbeikommen. In den meisten herrscht ganz offensichtlich die Meinung vor, nur ein abgeschobener Ausländer sei ein guter Ausländer. Migrant*innen und besonders Flüchtlinge berichten immer wieder von Schikanen beim BAMF oder bei Ausländerbehörden. Überraschend oft gehen dort Dokumente verloren und Bearbeitungszeiten ziehen sich schon mal in inakzeptabler Weise in die Länge. Besonders Menschen in Duldung sind hier Freiwild. Dazu muss man wissen, was Duldung bedeutet: eine Situation, in der aus verschiedenen Gründen kein Recht auf Asyl gewährt wird, aber eine Abschiebung formal juristisch eigentlich nicht erwogen wird – jeweils für ein halbes Jahr und das nicht selten über viele Jahre hinweg. Die Gründe sind vielfältig. Oft ist das Problem, dass Flüchtlinge keine Identitätspapiere besorgen können, weil sie in gewünschter Form nicht existieren oder ein Gang zur jeweiligen Botschaft eine Selbstauslieferung an folternde oder mordende Staaten bedeuten kann. Oder der Asylantrag wurde abgelehnt, aber eine Abschiebung ist nicht möglich, weil das Leben des Betroffenen im Herkunftsland trotzdem gefährdet ist – eine besonders prekäre Situation angesichts der Ablehnung.
Viele Ausländerbehörden scheinen sich vor allem als Abschiebebehörden zu verstehen. Und dazu wird Recht auch immer wieder gebeugt – Hauptsache, die Abschiebequote stimmt. An der Oberfläche will die Ampelregierung hier mit dem neuen Chancen-Aufenthaltsrecht Abhilfe schaffen, ein Gesetz, das menschenfreundlich aussehen soll, aber so gut wie niemandem helfen wird. Im Gegenteil! Abschiebungen stehen im direkten Widerspruch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Nur das Fehlverhalten einer Behörde? Nein, auch der Staat selbst ist nur in Sonntagsreden freundlich, wenn es um Flüchtlinge geht. So war jahrelang ein verfassungswidriges Gesetz in Kraft: Das Aslbewerberleistungsgesetz. Erst kürzlich hat das Bundesverfassungsgericht die Praxis gekippt, dass alleinstehenden Flüchtlingen in Asylwohnheimen ausstehende Geldleistungen mit der Begründung gekürzt wurden, dass sie dort mit anderen zusammenleben. Was der Gesetzgeber nun daraus macht, ist noch nicht ausgemacht. Wir haben keine allzu hohen Erwartungen an Verbesserungen haben.Wir erwarten von der amtierenden Regierung eherTricksereien, um das alte System beizubehalten und schön zu reden. Eine menschenwürdige Existenz ist so nicht möglich. Damit steht das deutsche Asyl- und Aufenthaltsrecht im Widerspruch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Was vor einigen Jahren noch hinter vorgehaltener Hand geredet wurde, ist seit den Erfolgen von AfD und Pegida in der so genannten bürgerlichen Mitte angekommen. Und auch etliche Politiker von CDU/CSU und FDP sind sich nicht zu schade, an das AFD-Programm erinnernden Stammtischsprüche zu verbreiten.

Reden wir auch über Racial Profiling und weitere Polizeiübergriffe. Immer wieder missbraucht die Polizei ihre Macht zum Beispiel bei Kontrollen, die auf vermeintlichen „Rasse“, „Hautfarbe“, Sprache,Religion, Nationalität oder „ethnischen Herkunft“ beruhen. Schon 2017 hat eine Expert*inen-Gruppe der UN festgestellt, dass Racial Profilingsich in Deutschland immer weiter verbreitet. Seitdem ist nichts besser geworden. Zu Recht war die Empörung in deutschen Medien auch groß, als in den USA George Floyd in einem Polizeieinsatz umgebracht wurde. Man fragt sich nur, wo der große mediale Aufschrei blieb, als Oury Jalloh in Polizeigewahrsam ermordet wurde. Um es gleich klar zu stellen, Morde der Polizei sind keine Einzelfälle. Alleine in der ersten Oktoberwoche dieses Jahres wurden in Frankfurt, Köln, Oer Erkenschwick (Kreis Recklinghausen) und Dortmund vier Menschen bei rassistischen Polizeieinsätzen getötet. Wie immer wurden sie im nachherein kriminalisiert, um das Fehlverhalten der Polizei zu beschönigen. In Hamburg konnte der Anwalt eines Betroffenen gerade erst das systematische Lügengebäude der Polizei bei ausufernder Polizeigewalt nachweisen. Definitiv handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um strukturelles Polizeiverhalten. Eine Polizei, die Migrant*innen gängelt, mitunter auch umbringt und dies immer wieder als angemessen betrachtet – das sind Verletzungen von Menschenrechten.

Man könnte diese Auflistung von Menschenrechtsverletzungen in Deutschland noch deutlich erweitern. Aber auch so ist schon klar: ein Tag für die Menschenrechte ist gut, aber wir brauchen 365 Tage der Menschenrechte im Jahr. So manche*r Redner*in mag am 10.12. auf Menschenrechtsverletzungen hinweisen. Aber zu oft geschieht das bei Menschenrechtsrechtsverletzungen, deren Kritik uns nichts abverlangt, weil keine politischen oder wirtschaftlichen Verbündeten angesprochen werden.
Wir ALLE müssen an allen Tagen hinschauen, was in der Welt geschieht und Menschenrechtsverletzungen anprangern und uns dagegen stellen. Nicht zuletzt müssen wir das auch vor der eigenen Tür und im eigenen Haus tun. Menschenrechtsverletzungen geschehen tagtäglich vor unseren Augen. Machen wir die Augen weit auf!

Beitragsbild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

Hätte, hätte – Duldungskette…

Am Freitag, den 02.12.2022 hat die Bundesregierung das Chancen-Aufenthaltsrecht beschlossen. Das Gesetz wird von der Regierung als eine menschenfreundliche Geste verkauft. Und das ist es dann wohl auch: nur eine Geste. Darüber hinaus eine, die nur an der Oberfläche freundlich erscheint. Tatsächlich verdient es seinen Namen nicht – weder sollte man allzu große Erwartungen an die Chancen haben, noch verbinden sich für den größeren Teil der Menschen in Duldung damit realistische aufenthaltsrechtliche Möglichkeiten. Was so einfach klingt – Deutschkenntnisse, eine Arbeit finden und die Identität klären – ist im täglichen Leben viel zu oft mit schier unüberwindlichen Hürden und Problemen verbunden. Im Koalitionsvertrag war noch die Rede davon, dieses Gesetz der bisherigen Praxis der Kettenduldung entgegenzusetzen. Aber jetzt ist klar: Kettenduldungen wird es weiterhin geben und vermutlich noch mehr.

Das Gesetz in Kürze: Menschen, die am Stichtag 31.10.2021 bereits fünf Jahre lang in Duldung gelebt haben, sollen 18 Monate bekommen, um diese drei Kriterien zu erfüllen. Alle anderen gehen leer aus. Nun soll das in 18 Monaten geschafft werden, was vorher in fünf Jahren nicht möglich war!? Wer es in der vorgegebenen Zeit nicht schafft oder nur ein oder zwei von drei Kriterien umsetzen konnte, fällt zurück in Duldung. Wer dabei möglicherweise seine Identitätsdokumente beschaffen konnte, muss damit rechnen, aktiv an seiner eigenen Abschiebung mitgearbeitet zu haben. Teil der Pläne der Regierung ist es nämlich auch, eine so genannte Rückführungsoffensive zu starte. Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass man das fragwürdige System der Abschiebungen ausbauen will.

Übrigens wurden diese Fristen erst in den letzten Tagen vor Freitag noch von 12 auf 18 Monate verlängert. Damit die FDP damit einverstanden ist, musste im Gegenzug eingefügt werden, dass Jugendliche für einen Aufenthaltserlaubnis nach §25a Aufenthaltsgesetz mindestens ein ganzes Jahr davor in Duldung gelebt haben. Bisher musste nur unmittelbar die Duldung zum Zeitpunkt der Aufenthaltsrechtsvergabe bestehen, also mindestens an dem Tag selbst. Damit erhöht sich für jugendliche Flüchtlinge die Abschiebegefahr enorm. Aber das ist vielleicht ja auch Programm angesichts der Rückführungsoffensive. Ausgerechnet Jugendliche, die als besonders schutzwürdig gelten sollten, müssen hier als Bauernopfer herhalten?

Am Freitag wurde außerdem auch ein Gesetz zur Beschleunigung der Asylgerichtsverfahren und Asylverfahren beschlossen. Asylverfahren sollen damit vereinfacht werden. Die Vereinfachung besteht zum einen darin, dass das BAMF Anhörungen jetzt als Videokonferenz durchführen kann. Dolmetscher sollen so einfacher hinzugeschaltet werden können. Die ohnehin schwierige Situation für Flüchtlingen, teilweise intimste Details unter kulturell und sprachlich schwierigen Umständen in einer Verhörsituation preisgeben zu müssen, wird hier verschlimmbessert. Tatsächlich ist es aber noch schlimmer: Zum anderen können die Beamten nun auch einfach ganz ohne Anhörung entscheiden, also nach Aktenlage. Sicher, eine Vereinfachung – für die Behörde! Für Flüchtlinge eine klare Verschlechterung ihrer Rechtslage!

Es ist denkbar, dass die Erstbearbeitung sich zeitlich verkürzt. Dafür wird es – und das ist bei diesem Gesetz von vorne herein klar – zu einer Verlängerung der Gesamtzeiten bis zu einer Anerkennung kommen. Eine Zunahme von Widersprüchen ist hier vorprogrammiert, weil bei dieser Verfahrensweise Fehler der Behörde auf jeden Fall zunehmen werden. Hier scheint wieder die im Koalitionsvertrag angekündigte Rückführungsoffensive durch. Das stinkt geradezu nach dem Wunsch der Regierung, Flüchtlinge leichter ablehnen und abschieben zu können. Und hier schließt sich auch der Kreis zum Chancen-Aufenthaltsrecht: Diese Vorgehensweise wird zu einer Ausweitung von Duldungen und eben auch Kettenduldungen führen.

Wenn die Ampel-Regierung das als den großen Wurf als Teil von einem „Neuanfang in der Migrations-und Integrationspolitik“ (Koalitionsvertrag) hält, liegt sie absolut falsch. Dies ist das Gegenteil davon! Aber das wissen alle Beteiligten in der Regierung und da sie es hätten besser machen können, ist davon auszugehen, dass sie auch kein wirkliches Interesse an einer Verbesserung haben.

Ein interessantes Detail: Der Gesetzentwurf zur Beschleunigung der Asylgerichtsverfahren und Asylverfahren wurde am 10.11. im Bundestag eingebracht und jetzt nur knapp drei Wochen später zur Abstimmung eingebracht. Kaum Zeit für irgendjemanden, sich damit auseinanderzusetzen. Auch die Informationen zum Chancen-Aufenthaltsrecht wurden nur ausgesprochen schlecht nach außen kommuniziert. Für die öffentliche Anhörung am 28.11., fünf Tage vor der Abstimmung, wurde die notwendige Information dazu erst wenige Tage vor dem Termin veröffentlicht. Wir haben die Berichterstatter*innen des Aussschusses aller drei Regierungsparteien etwa eine Woche vor der Anhörung per Mail um Informationen zur Anhörung (u.a. schlicht die Uhrzeiten) gebeten. FDP und SPD haben gar nicht geantwortet. Von den Grünen kam eine lapidare Antwort, die Daten würden sicher noch in den nächsten Tagen veröffentlicht und wir müssten eben warten. Transparenz und demokratische Vorgehensweisen gehen anders! Und eine menschenfreundliche Asylpolitik geht ebenfalls anders!

ENGLISH BELOW

Kundgebung am Montag 28.11.2022
9.30 Uhr Paul-Löbe-Haus
Paul-Löbe-Allee/Konrad-Adenauer Str. | 10557 Berlin

Wir protestieren gegen die restriktiven Migrationsgesetze und fordern: Bleiberecht für Alle statt Chancenfalle!

Abschaffung aller Sondergesetze! Diese stellen alle Menschen ohne deutschen Pass unter Generalverdacht und sind voll von restriktiven Regelungen.

Am Montag tagt der Innenausschuss mit zwei öffentlichen Sachverständigen-Anhörungen: zum Chancen-Aufenthaltsrecht und zum Asylprozessrecht.

Erst wurde das Verfahren zum Chancen-Aufenthaltsrecht verschleppt, so dass Menschen, die davon profitiert hätten, abgeschoben werden konnten. Jetzt wird das Gesetz zur Beschleunigung von Asylverfahren und Abschiebungen vorangetrieben, damit es zur gleichzeitigen Abstimmung der beiden Gesetze kommt.

Wir protestieren gegen dieses wiederholte menschenverachtende politische Spiel auf dem Rücken der Betroffenen!

Stattdessen treten wir für gleiche Rechte für Alle ein: Menschenrechte, Grundrechte, Bürgerrechte sollten unabhängig vom Pass sein.

  • Offene Grenzen und Bewegungsfreiheit für Alle!
  • Legalisierung jetzt! Kein Mensch ist illegal, auch wenn er keinen Pass hat!
  • Abschaffung von Abschiebungen!
  • Stoppt die Kriminalisierung der Migration!

Infos zur Kampagne „BLEIBERECHT für ALLE statt Chancenfalle!“ findet ihr hier: https://bleiberecht-statt-chancenfalle.net/about/


Rally
– on Monday 28.11.2022
– 9.30 a.m.
– Paul-Löbe-Haus
Paul-Löbe-Allee/Konrad-Adenauer Str. | 10557 Berlin

We protest against the restrictive migration laws and demand: RIGHT TO STAY for ALL instead of an “opportunity trap”!

– Abolish all special laws! These place all people without a German passport under general suspicion and are full of restrictive regulations.

On Monday, the Interior Committee (Innenausschuss) will hold two public hearings with experts: on the right to stay with opportunities (Chancen-Aufenthaltsrecht) and on the right of asylum procedure.

First, the procedure on the right to stay was delayed so that people who would have benefited from it could be deported. Now the law on accelerating asylum procedures and deportations is being pushed forward so that the two laws can be voted on at the same time.

We protest against this repeated inhuman political game played on the backs of the people concerned!

– Instead, we stand up for equal rights for all: Human rights, fundamental rights and civil rights should be independent of passport.

– Open borders and freedom of movement for all!

– Legalisation now! No one is illegal, even if they don’t have a passport!

– Abolish deportations!

– Stop the criminalisation of migration!

Information on the campaign “RIGHT TO STAY for ALL instead of an ‘opportunity trap!'” can be found on our website: https://bleiberecht-statt-chancenfalle.net/about-in-english/ .

Save the date: 28.11.22

Am Montag, den 28.11.2022 ist eine öffentliche Anhörung des Bundestag-Ausschusses für Inneres und Heimat zum Gesetzentwurf zur Einführung eines Chancen-Aufenthaltsrecht und zum Gesetzentwurf zur Beschleunigung der Asylgerichtsverfahren und Asylverfahren geplant.
So ist es zumindest der Tagesordnung der 21. Sitzung des Bundestags-Ausschusses für Inneres und Heimat vom 9. 11. 2022 zu entnehmen. Der Ort, die Uhrzeit und weitere Details, zum Beispiel die Liste der eingeladenen Sachverständigen, sind noch nicht veröffentlicht…

Wir haben trotzdem entschieden, dass wir -wann und wo auch immer- vor Ort sein wollen.

Denn diese Verhandlungen betreffen die Lebenschancen von vielen Menschen:
Das sogenannte „Chancen-Aufenthaltsrecht“ soll lange in Deutschland lebenden „geduldeten“ Geflüchteten ein Bleiberecht ermöglichen und die Praxis der Kettenduldungen beenden. Wenn aber der Gesetzentwurf der Bundesregierung, so wie er jetzt vorliegt, verabschiedet wird, werden viele Menschen– genau wie bisher – keine Chance auf ein Aufentshaltsrecht haben.
Echte Chancen sehen anders aus. Das sagen nicht nur wir. Wohlfahrtsverbände, Rechtsexpert*innen und zahlreiche Menschenrechtsorganisationen haben den Gesetzentwurf kritisiert, weil er zu wenigen Menschen eine Chance auf ein Bleiberecht ermöglich, während andere weiterhin der Willkür von Ausländerbehörden ausgeliefert werden. Trotzdem soll das Gesetz -vermutlich unverändert- in diesem Jahr noch verabschiedet werden.
Damit verbunden wird nun ein anderer Gesetzgebungsprozess: Der Gesetzentwurf zur Beschleunigung der Asylgerichtsverfahren und Asylverfahren. Für diese Verknüpfung gibt es keinen sachlichen Zusammenhang, vermutlich soll einfach politische Verhandlungsmasse geschaffen werden.
Schlimmer geht immer?titelt PRO ASYL in einer ausführlichen Darstellung des Gesetzentwurfs. Denn er enthält schwerwiegende Einschränkungen der Rechte von Asylsuchenden.

Grundsätzlich ist es nicht nachzuvollziehen, warum weiterhin für Schutzsuchende ein Sonderprozessrecht gelten soll, anstatt Asylsuchenden endlich die gleichen Rechte in Verwaltungsgerichtsprozessen zu geben, wie anderen Kläger*innen.

„Was an dem neuen Gesetzesvorschlag auch wieder deutlich wird: viele der restriktiven Vorschläge sind nicht neu (siehe hier den Referentenentwurf), sondern sie wurden vom Bundesinnenministerium auch schon unter Regie der Union gemacht. Das ist leicht zu erklären, werden die Gesetzesentwürfe doch weiterhin vom gleichen Personal geschrieben. Es entsteht zunehmend der Eindruck, dass im BMI nicht genug durchgegriffen wird, um ein »weiter so« im Stile Seehofers zu verhindern – oder, was noch fataler wäre, dass die Hausspitze genau dieses Vorgehen billigt und wünscht.“ (PRO ASYL)

Das sehen wir als große Gefahr: Vollmundig hat die Bundesregierung die Gesetzespakete, mit denen sie die migrations- und flüchtlingspolitischen Versprechungen des Koalitions­vertrags von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP umsetzen will, als Paradigmenwechsel in der Asyl- und Migrationspolitik angekündigt. Tatsächlich drohen alle bisher vorliegenden Gesetzentwürfe altbekannte repressive Muster des Aufenthaltsrechts zu verstetigen.

Das werden wir nicht unkommentiert hinnehmen. Wir werden am 28.11. und auch bei weiteren Gesetzesvorhaben öffentlich fordern:
BLEIBERECHT FÜR ALLE – statt Chancenfalle!

 

Beitragsbild: Paul-Löbe-Haus von Alfred Derks auf Pixabay


Anlässlich der Bundestagsabstimmung über den Gesetzesentwurf zur Einführung eines Chancen-Aufenthaltsrechts haben der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V., Jugendliche ohne Grenzen und terre des hommes ihre gemeinsame Stellungnahme aktualisiert.

Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e. V. (BumF) ist ein Netzwerk von mehr als 400 Träger von Jugendhilfeeinrichtungen und Einzelpersonen, die mit geflüchteten und migrierten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten.

Jugendliche ohne Grenzen (JOG) ist ein bundesweiter Zusammenschluss von jungen geflüchteten Menschen, in dem sie gemeinsam für ihre Rechte kämpfen, u.a. Bleiberecht für alle, gleicher Zugang zu Bildung, Arbeit und Wohnen sowie die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Seit der Gründung 2005 bringen so junge Menschen ihre Expertise und ihre Forderungen selbstbestimmt und mit Nachdruck in politische Diskurse ein.

Terre des hommes fördert Projekte zum Schutz und zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern in 37 Ländern und leistet bei Kriegen und nach Naturkatastrophen humanitäre Hilfe. In der Region Deutschland und Europa liegt der Fokus vor allem auf den Rechten und der gesellschaftlichen Gleichstellung geflüchteter und migrierter Kinder und Jugendlicher.

Die drei Fachorganisationen für die Interessen migrantischer und geflüchteter Kinder und Jugendlichen stellen fest, dass im Gesetzgebungsprozess weiterhin Nachbesserungen nötig sind, damit das neue Gesetz tatsächlich neue Chancen bietet.
Unter anderem schlagen sie in ihrer ausführlich begründeten Stellungnahme vor, die Versagensgründe der Straffälligkeit und der ‘Täuschung und falsche Angaben’ ersatzlos zu streichen.
Zumindest müsse im Gesetz klar gestellt werden, „dass der Ausländerbehörde die Darlegungs- und Beweislast dafür zukommt, falsche Angaben zur Identität oder Staatsangehörigkeit oder eine Täuschung zu belegen.“
Erstaunlich genug, dass das ausdrücklich eingefordert werden muss, also bisher nicht Behördenpraxis zu sein scheint…

Außerdem fordert die Stellungnahme: „die Einführung der Identitätsklärung von Eides Statt, wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, sollte mit dem Chancenaufenthaltsrecht erfolgen, um möglichst vielen Personen eine wahre Chance zu eröffnen“.

Auch die Stichtagsregelung zum 1. Januar 2022 sollte nach Ansicht der Fachorganisationen   “ersatzlos gestrichen, oder zumindest auf das Datum der Veröffentlichung des Gesetzes gelegt werden, damit Betroffene eine faire und ehrliche Chance erhalten, von den Verbesserungen zu profitieren”.

Weitere Vorschläge in der Stellungnahme können Sie / könnt ihr hier lesen: Zur Stellungnahme von BumF, Jugendliche ohne Grenzen und Terre des Hommes (pdf)

Wir hoffen sehr, dass die Expertise dieser Fachorganisationen im weiteren Gesetzgebungsprozess berücksichtigt wird.

Weitere lesenswerte Stellungnahmen zum Gesetzentwurf finden sich auf der Infoseite des Flüchtlingsrats Berlin zum Gesetzentwurf zur Einführung eines Chancen-Aufenthaltsrechts (Migrationspaket I)

ENGLISH BELOW

07.10.22: Rede von ‘Ende Gelände Berlin‘ zur Auftaktkundgebung der Kampagne ‘BLEIBERECHT für ALLE – statt Chancenfalle!’

Liebe Freund*innen und Genoss*innen,

wir als Ende Gelände Berlin und demnach als ein Teil der Klimagrechtigkeitsbewegung, haben uns der Kampagne “Bleiberecht für Alle- statt Chancenfalle” angeschlossen, weil wir unter Klimagerechtigkeit nicht nur Klimaschutz verstehen, so wie einige grüne Kapitalisten, die denken man könne Neo-Koloniale Ausbeutung ein bisschen grün anstreichen, dann wirds schon gehen, sondern weil wir soziale und globale Gerechtigkeit fodern und diese auch anstreben! Während wir lernen, dass der Kampf um Klimagerechtigkeit nur gemeinsam und international funktioniert, sind für einen Weg in eine solidarische Gesellschaft die Kämpfe um Bewegungsfreiheit für Alle und gegen alle Formen der Unterdrückung damit untrennbar verbunden. Daher wollen wir unsere Kämpfe verbinden!

Die Klimakrise ist das Öl im Feuer, welches Lebensgrundlagen zerstört und gleichzeitig Konflikte und Kriege ankurbelt, damit also indirekt aber auch direkt mit die größte Fluchtursache ist und Millionen von Menschen bedroht. Dass dies Menschen aus Geographien im Globalen Süden am härtesten trifft ist die Folge neokolonialer Strukturen welche sich über das kapitalistische System aufrecht erhalten und dazu beiträgt, dass  Menschen wegen der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen, Hunger, Krieg usw. fliehen. Ein Zustand den man niemandem wünscht! Auch wenn die meisten Menschen Zuflucht in umliegenden Ländern suchen, nimmt ein kleiner Teil den weiten und (gefährlichen) Weg nach Europa auf sich.

Mit viel Hoffnung und dem Gedanken es endlich geschafft zu haben landen die Menschen in Auffanglagern wie Moria und erleben dort die Hölle. So viel Menschenverachtung zentriert in einem Gefängnis ähnlichen Gebäude, ist einfach wiederlich! Andere versuchen ihr Glück über die Balkanroute oder über diverse Meeresrouten bei der sie mit einer ähnlichen Willkommenskultur konfrontiert sind.

Schnell wird klar die Festung Europa, die so viel Aussicht auf Verbesserung verspricht ist nur offen, solange du, nicht aus einem Drittstaat kommst, nicht BIPoC bist und/oder natürlich du eine nützliche Arbeitskraft darstellst.

Aber nun ja, kommen wir zur Kampagne und den Gesetzesänderungen zurück, weswegen wir alle hier sind. Wenige Menschen werden hier von dem “wohlwollenden” Deutschland aufgenommen. Doch was sie hier erleben, so lange sie nicht einem vorbildlich westlichen Ideal einer Arbeitskraft entsprechen ist einfach unglaublich. Isoliert in Asylheimen, ohne ausreichende gesundheitliche und psychische Versorgung, werden den Geflüchteten Auflagen aufgedrückt, die je nach Lebenssituation einfach nicht zu realisieren sind und sich auch nur darauf konzentrieren diese Menschen als “sinnvolle” Arbeitskraft zu integrieren, welche am liebsten eh nur Ausgebeutet werden soll. Wie nur kann der zufällige Geburtsort und optische Merkmale ein selektiver Marker für Gut und Böse sein? Und wie kann man so rücksichtlos und unempathisch von Menschen abverlangen, wie beim Chancenaufethaltsgesetz, Vorlagen innerhalb eines Jahres umzusetzen, die je nach Lebenssituation und auch Lebenswunsch nich realisierbar sind und dann die Abschiebung droht. Was ist das denn für ein Druck? Wer soll sich denn da unbeschwert integrieren, wenn die ganze Zeit die nackte Panik im Rücken hängt abgeschoben zu werden, bei jedem Furz den man lässt.

Menschen tatsächlich die Möglichkeit und Zeit zu lassen sich frei zu entfalten, in ihrem Tempo und nach ihrem Rhythmus würde wahrscheinlich bedeuten einzugestehen Verantwortung zu tragen für Flucht, Krieg und die Klimakrise. Und das würde bedeuten Macht zu verlieren. Macht die darauf beruht zu Zerstören, egal ob Mensch, Tier oder Natur. Es ist einfach pervers und erstaunlich wie das weg ignoriert wird. Und sich jetzt hier hinter uns (Bundestag) auf die Schulter geklopft wird, weil man ein bisschen durch ein besseres Wording die Asylgesetze aufpoliert hat, dabei ist es die selbe menschenverachtende Suppe wie vorher und gilt nur als Verbesserung für diejenigen die sich wie gesagt als gute Arbeitskraft integrieren können.

Das Aufgreifen dieser neoliberalen Logik in den neuen Migrationspaketen ist nur eine perverse Fortsetzung und Vertiefung der Spaltungsmechanismen des kapitalistischen Systems durch das Geschwür einer nationalen Idee. Solange sich nichts an der grundlegenden Logik ändert und sich die Debatte nicht auf einer menschenrechtlichen Ebene bewegt, ist der Staat nicht mehr als ein treuer Gehilfe der kapitalistischen Ordnung. Dies zeigt auf, dass die Bundesregierung und der Staat sich nur in kleinteiligen Diskussionen und Komplexität verlieren und damit den eigentlichen Diskurs verschleiern und ablenken.

Wir jedoch müssen diesen Versuch der Spaltung erkennen und diese Logik durchbrechen, in dem wir solidarisch sind, zusammen kämpfen, für Menschenrechte und ein gutes Leben für alle. Daher kann unsere Forderung nicht weniger lauten als: Bleiberecht für Alle, statt Chancenfalle!


Dear friends and comrades,

we as Ende Gelände Berlin and therefore as a part of the climate justice movement, have joined the campaign “Right to Stay for All- instead of Opportunity Trap”, because we understand climate justice not only as climate protection, like some green capitalists who think you can paint neo-colonial exploitation a little bit green, then it will work, but because we demand social and global justice and strive for it! While we learn that the struggle for climate justice only works together and internationally, the struggles for freedom of movement for all and against all forms of oppression are inseparable for a way to a solidary society. Therefore we want to connect our struggles!

The climate crisis is the oil in the fire, which destroys livelihoods and at the same time fuels conflicts and wars, thus indirectly but also directly being the biggest cause of flight and threatening millions of people. The fact that this hits people from geographies in the Global South the hardest is the consequence of neocolonial structures which are maintained by the capitalist system and contributes to the fact that people flee because of the destruction of their livelihoods, hunger, war, and so on. A condition which one wishes to nobody! Even if most people look for refuge in surrounding countries, a small part takes the far and (dangerous) way to Europe on itself.

With a lot of hope and the thought to have finally made it, the people end up in refugee camps like Moria and experience there nothing than hell. So much contempt for humanity centered in a prison-like building, is simply disgusting! Others try their luck over the Balkan route or over various sea routes where they are confronted with a similar tragic welcome culture.

Quickly it becomes clear the fortress Europe, which promises so much prospect of improvement is only open, as long as you do not come from a third country, you are not BIPoC and / or of course you represent a useful workforce.

But well, let’s get back to the campaign and the law changes, which is why we are all here. Few people are accepted here by “benevolent” Germany. But what they experience here, as long as they do not meet an exemplary western ideal of a labor force is simply unbelievable. Isolated in asylum homes, without adequate health and mental care, the refugees are imposed conditions that, depending on their living situation, simply can not be realized and also focus only on integrating these people as a “useful” workforce, which is exploited anyways. How only can a random birthplace and visual characteristics be a selective marker of good and evil? And how can one demand so recklessly and unsympathetically from people, as with the Chancenaufethaltsgesetz, to implement proposals within a year that are not feasible depending on the life situation and also life desire and then the deportation threatens. What kind of pressure is that? Who should get part of society carefree, if the whole time the naked panic hangs in the back to be deported.

To actually give people the opportunity and time to develop freely, at their pace and according to their rhythm would probably mean admitting responsibility for flight, war and the climate crisis. And that would mean losing power. Power that is based on destroying, no matter if humans, animals or nature. It is simply perverse and amazing how this is ignored. And now here behind us (Bundestag) politicians feel doin good, because one has polished up a bit by a better wording the asylum laws, while it is the same inhuman shit as before and is only considered an improvement for those who can integrate as a good worker.

Taking up this neoliberal logic in the new migration laws is only a perverse continuation and deepening of the mechanisms of division by the capitalist system through the ulcer of a national idea. As long as nothing changes in the fundamental logic and the debate does not move to a human rights level, the state is no more than a faithful helper of the capitalist order. This points out that the federal government and the state only get lost in petty discussions and complexities, obscuring and distracting from the real discourse.

We, however, have to recognize this attempt of division and break this logic by being in solidarity, fighting together, for human rights and a good life for all. Therefore, our demand can be no less than: Right to stay for all, instead of opportunity trap!

07.10.2022: Rede von ‘Refugees with Attitudes‘ zur Auftaktkundgebung der Kampagne ‘BLEIBERECHT für ALLE – statt Chancenfalle!’

DEUTSCH UNTEN
ENGLISH BELOW

Foto @daniel_drewsen

Nous vous racontons l’histoire d’Abu : il a fui le Cameroun pour l’Allemagne il y a 22 ans. Sa demande d’asile a été très rapidement rejetée, comme presque toutes les demandes provenant de pays africains à l’époque. Depuis, il vit avec une tolérance dans un village du Brandebourg et est menacé d’expulsion. Depuis 22 ans !
Pendant les 15 premières années en Allemagne, il n’a eu aucune chance de suivre un cours d’allemand – ce n’est que depuis 2015 qu’il existe des cours d’allemand pour les personnes en fuite. Abu pourrait obtenir un emploi à plein temps ici à Berlin, il a déjà demandé trois fois un permis de travail pour cela. Le service des étrangers a  refusé à chaque fois – il veut l’expulser. Le fonctionnaire responsable lui a dit personnellement : Citation : “Tant que je travaillerai ici, vous n’aurez pas de permis de séjour”. Fin de citation.
Il existe enfin un projet de loi pour une nouvelle réglementation du droit de séjour. Après cinq ans en Allemagne, les demandeurs d’asile déboutés devraient également pouvoir obtenir un “ChancenAufenthaltsrecht” “ChancesDroit de séjour”. Abu a-t-il maintenant une chance ? Non, si le projet de loi de la ministre de l’Intérieur est adopté en l’état, Abu n’aura aucune chance, tout comme pour les précédentes réglementations sur le droit de rester. En effet, selon le projet de loi, les réfugiés doivent se procurer des documents afin de clarifier leur identité.
Dans le droit de séjour allemand, le principe est le suivant : les papiers sont plus importants que les personnes. Avec ce principe, les autorités bloquent le regroupement familial, empêchent les mariages et les partenariats, font traîner l’accueil des travailleurs locaux afghans et séparent les familles par des expulsions.
Cette obligation de présenter des documents qui répondent aux exigences élevées des autorités allemandes prive de nombreuses personnes de leurs chances de vie. Et souvent pas seulement à eux, mais aussi à leurs familles qui attendent leur soutien.
Une expulsion n’est pas non plus possible sans papiers, car sans un document du pays d’origine supposé, celui-ci n’accueille pas les personnes expulsées. Mais pour une expulsion, il suffit d’un “papier Laise pasee” ou de n’importe quel papier produit lors d’audiences d’expulsion par des fonctionnaires corrompus du prétendu pays d’origine.
C’est injuste ? Oui, c’est injuste. Tout le droit d’asile et de séjour est injuste.
L’ensemble du droit de séjour et du système d’asile nous met dans des cases : Les personnes ayant droit à l’asile, celles reconnues par la Convention de Genève, les personnes protégées subsidiairement, et les indésirables : les tolérés, les “expulsables”… A chaque tiroir sont associés des droits spécifiques ou des restrictions des droits de l’homme. C’est une injustice, car nous sommes tous des réfugiés, nous avons tous droit à la protection.
Personne ne fuit de son plein gré.

C’est pourquoi nous demandons un droit “ChancesDroit de séjour” pour tous !


Wir erzählen euch die Geschichte von Abu: Er floh vor 22 Jahren aus Kamerun nach Deutschland. Sein Asylantrag wurde wie damals fast alle Anträge aus afrikanischen Ländern sehr schnell abgelehnt. Seitdem lebt er mit einer Duldung in einem Dorf in Brandenburg und ist von Abschiebung bedroht. Seit 22 Jahren! Die ersten 15 Jahre in Deutschland hatte er keine Chance auf einen Deutschkurs – erst seit 2015 gibt es Deutschkurse für Geflüchtete. Abu könnte hier in Berlin eine Vollzeitarbeitsstelle bekommen, schon dreimal hat er eine Arbeitserlaubnis dafür beantragt. Die Ausländerbehörde hat das jedes Mal abgelehnt – Sie will ihn abschieben. Der zuständige Beamte hat ihm persönlich mitgeteilt: Zitat „So lange ich hier arbeite bekommen Sie keine Aufenthaltserlaubnis“. Zitat Ende.
Nun gibt es endlich einen Gesetzentwurf für eine neue Bleiberechtsregelung. Nach 5 Jahren in Deutschland sollen auch abgelehnte Asylsuchende ein sogenanntes „ChancenAufenthaltsrecht bekommen können. Hat Abu jetzt eine Chance? Nein, wenn der Gesetzentwurf der Innenministerin so wie er jetzt ist verabschiedet wird, wird Abu genau wie bei den vorherigen Bleiberechtsregelungen keine Chance haben. Denn laut Gesetzentwurf müssen Flüchtlinge Dokumente besorgen, um ihre Identität zu klären.
Im deutschen Aufenthaltsrecht gilt grundsätzlich: Papiere sind wichtiger als Menschen. Mit diesem Prinzip blockieren die Behörden den Familiennachzug, verhindern Ehen und Partnerschaften, verschleppen die Aufnahme von afghanischen Ortskräften und trennen Familien durch Abschiebungen.
Diese Pflicht Dokumente einzureichen, die den hohen Anforderungen der deutschen Behörden genügen, nimmt vielen Menschen ihre Lebenschancen. Und oft nicht nur ihnen sondern auch ihren Familien, die auf ihre Unterstützung warten.
Auch eine Abschiebung ist ohne Papiere nicht möglich, denn ohne ein Dokument des angeblichen Herkunftsstaats, nimmt er die Abgeschobenen nicht auf. Aber für eine Abschiebung reicht ein „ Laise-pasee-Papier“ oder irgendein Papier, das in Abschiebeanhörungen von korrupten Beamten des angeblichen Herkunftstaates produziert wurde.
Das ist unfair? Ja, das ganze Asyl und Aufenthaltsrecht ist unfair.
Das ganze Aufenthaltsrecht und Asylsystem schiebt Flüchtlinge und Migrant*innen in Schubladen: Asylberechtigte, Anerkannte nach der Genfer Flüchtlingskonvention, subsidiär Geschützte, und die Unerwünschten: die Geduldeten, die „Ausreisepflichtigen“… Mit jeder Schublade sind bestimmte Rechte oder Einschränkungen von Menschenrechten verbunden. Das ist Unrecht, denn sie sind alle Flüchtlinge, sie haben alle ein Recht auf Schutz.

Niemand flieht freiwillig. Deshalb fordern wir ein ChancenAufenthaltsrecht für Alle!


We tell you Abu’s story: He fled from Cameroon to Germany 22 years ago. His application for asylum was rejected very quickly, as were almost all applications from African countries at that time. Since then he has been living in a village in Brandenburg with a “Duldung” and is threatened with deportation. For 22 years! For the first 15 years in Germany, he had no chance of attending a German course – German courses for refugees have only been available since 2015. Abu could get a full-time job here in Berlin; he has already applied for a work permit three times. The Foreigners’ Registration Office has refused each time – they want to deport him. The official in charge told him in person: Quote: “As long as I work here you will not get a residence permit”. End of quote.
Now there is finally a draft for a law on a new right to stay regulation. After 5 years in Germany, rejected asylum seekers should also be able to get a so-called “ChancenAufenthalt”. Does Abu have a chance now? No. If the Interior Minister’s bill is passed as it is now, Abu will have no chance, just as with the previous right to stay regulations. This is because according to the draft law, refugees must obtain documents in order to clarify their identity.
The basic principle in German residence law is that papers are more important than people. With this principle, the authorities block family reunification, prevent marriages and partnerships, delay the admission of local Afghan workers and separate families through deportations.
This obligation to submit documents that meet the high standards of the German authorities deprives many people of their life chances. And often not only them but also their families, who are waiting for their support.
Deportation is also not possible without papers, because without a document from the alleged country of origin, it does not accept deportees. But for deportation, a ” laise-pasee paper” or any kind of paper produced in deportation hearings by corrupt officials of the alleged state of origin is enough.
That is unfair? Yes, the whole asylum and residence law is unfair.
The whole right of residence and asylum system pigeonholes refugees and migrants: Those entitled to asylum, those recognised under the Geneva Refugee Convention, those with subsidiary protection, and the undesirables: the tolerated, those “obliged to leave the country”… Each pigeonhole is associated with certain rights or restrictions on human rights. This is wrong, because they are all refugees, they all have a right to protection.

Nobody flees voluntarily. That is why we demand a right of residence for all!

 
 

07.10.2022: Rede der ‚Initiative Abschiebezentrum BER verhindern’ zur Auftaktkundgebung der Kampagne ‘BLEIBERECHT für ALLE – statt Chancenfalle!’

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Foto @daniel_drewsen

Seit mehr als 3 Jahren versuchen das Land Brandenburg und die Bundesregierung, ihre Pläne für ein nationales Abschiebedrehkreuz in Schönefeld zu realisieren. Denn anders, als uns Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen der CDU beschwichtigend versichert, handelt es sich bei dem sog. “Einreise- und Ausreisezentrum” nicht lediglich um ein “Behördenzentrum”. Es geht hier um einen Ort, an dem Asylsuchende festgehalten und eingesperrt werden. Das geplante Abschiebezentrum vereint alle Institutionen unter einem Dach, die eine schnelle Abwicklung von Asylverfahren und Abschiebungen ermöglichen. So können Asylsuchende direkt nach ihrer Ankunft oder nach Erhalt eines negativen Asylbescheids hier in Schönefeld bis zu ihrer Abschiebung festgehalten, eingesperrt und ausgeflogen werden. Bereits 2018 hat der ehemalige Bundesinnenminister Horst Seehofer als Teil seines “Masterplan Migration” die Errichtung von “Gewahrsamseinrichtungen an zentralen Flughäfen” vorgeschlagen um Sammelabschiebungen zu erleichtern” und somit die Weichen für die Verschärfung und Ausbau des deutschen Grenzregimes gelegt.

Denn es geht hier nicht nur um ein einzelnes Abschiebezentrum. Das Zentrum in Schönhefeld soll ein Wegbereiter einer verschärften Grenzpolitik sein. Auch in Düsseldorf und in Passau sind Abschiebegefängnisse in Planung. Der geplante Bau des Abschiebezentrums BER muss als Teil einer viel größeren Entwicklung von Faschismus und der Ideologie weißer Überlegenheit Europas verstanden werden, die durch rassistische Grenzregime und Asylpolitik abgesichert wird. Die neuen Gesetzespakete der Bundesregierung zeigen uns, dass es kein ehrliches Interesse daran gibt, Menschen auf der Flucht ein Leben in Deutschland zu ermoeglichen, sondern weiter Steine in den Weg gelegt und Menschen kriminalisiert werden.

Seit mehr als 3 Jahren setzen Politiker:innen und Investor:innen alle erdenklichen Hebel in Bewegung um die Pläne für das Abschiebezentrum möglichst schnell und unter wenig öffentlichen Aufsehen durchzumogeln. Deshalb wurde die Zusammenarbeit mit privatem Investor Jürgen Harder besiegelt, obwohl die Auslagerung des Baus um ein vielfaches teurer ist. Somit werden parlamentarische Prozesse demokratische Einflussnahme umgangen und die politische Verantwortlichkeit des Staates verschleiert. Der Investor Jürgen Harder, der bereits wegen eines Schmiergeldskandals vorbestraft ist verdient hieran nicht schlecht: mindestens 100 Millionen Euro über die nächsten 30 Jahre werden ihm vom Land Brandenburg versprochen. Das sind 100 Millionen Euro, die ohne jegliche demokratische Zustimmung verwendet werden sollen. Gelder, die dafür verwendet werden, Menschen einszuperren.

Doch 3 Jahre später stehen auch wir heute hier. Denn wir sind entschlossen. Wir lassen uns nicht blenden. Wir durchschauen die undurchsichtige Sprache und bürokratischen Hürden.  Wir lassen uns nichts aufbinden und stehen heute wie morgen hier um unsere Forderung klar zu machen: Wir werden ein Abschiebezentrum am Flughafen BER nicht akzeptieren! Denn es geht hier um die Abschaffung von rassistischen Grenzregimen und Gefängnissen überall, um eine Welt ohne Grenzen und ohne Käfige.

Wir haben Partnerunternehmen kontaktiert, die Kunden von Harder + Partner über den Bau informiert, Ausschüsse gestört und Aufklärung am Flughafen betrieben. Wir bringen Licht an die Machenschaften hinter geschlossenen Gardinen im Landtag Brandenburgs. Es ist Zeit, die politischen Akteure unter Druck zu setzen, die tatsächlich für die menschenverachtende Politik der letzten Jahre verantwortlich sind. Es ist Zeit, Namen zu nennen. Es ist Zeit Konsequenzen zu ziehen und politische Verantwortung einzufordern. Nicht nur heute und auf dem nächsten Aktionstag. Sondern jeden Tag – bis der Bau gestoppt ist und die Asylpolitik aufhoert Menschen auf der Flucht zu kriminalisieren und anfaengt Gesetze zu verfassen, die Bleiberecht und Bewegungsfreiheit fuer alle Menschen ermoeglicht. 

Bleiberecht für Alle statt Chancenfalle!


For the past three years the Brandenburg and German government have been trying to realise their plans for a national deportation hub in Schönefeld. We know, that this so called “Arrival- and departure centre at BER Airport” won’t simply be an administrative centre, contrary to Brandenburg’s minister of the interior Michael Stübgen’s reassurances. This would be a place where Asylum-seekers are detained and imprisoned. The deportation centre is intended to house all institutions under one roof necessary for a swift and speedy processing of asylum claims and deportations. This would mean that asylum seekers are processed on-site immediately after their arrival; or asylum from other areas places in would be brought here and once their claims are denied detained until deportation.
These plans for fortifying the German border institutions have been in the making since 2018 when Germany’s previous minister of the interior Horst Seehofer introduced ideas for the construction of “detention centres at central Airports to facilitate mass deportations” as part of his “Masterplan Migration”.
This is about much more than just one deportation centre. This centre in Schönefeld is intended as a forerunner for an extended, strengthened German border for the securitisation of a racist state. Both in Düsseldorf and in Passau there are plans for similar deportation prisons. Therefore we have to understand the construction of this deportation centre at BER as part of a much broader developments in rising fascist and xenophobic politics and in a trajectory of a white supremacist European ideology fortified and secured by racist border politics.  The new asylum laws of the german government show that there is no real interest to give people on the move a chance to build up a life in germany. The new laws throw stones in the path and criminalize people seeking asylum.

For the past 3 years politicians and investors have made every effort to bypass democratic processes and push through the plans for the centre quickly and with little public attention. It is for this reason that the collaboration with Investor Jürgen Harder was decided, even though the outsourcing of the construction of the centre to a private partner is a lot more expensive than if it were built the Brandenburg government itself. Through this rental model, in which the government rents the buildings and the infrastructure for the deportation centre from the investor, democratic influence and political responsibility of the state are avoided. The investor Jürgen Harder, who has previously been convicted of fraud, has been promised the hefty sum of at least 100 Million Euro over the next 30 years. Those are 100 Million Euro of public funds, that are being deployed without democratic consent to lock people up in cages.

So, 3 years later, we are here today. And we are determined, we will fight Harder!

We have contacted the clients of Harder and Partner and informed them of the construction plans, we have disrupted committees and worked to inform people at the airport. We uncover the obscure dealings happening behind closed doors at the Landtag Brandenburg. We won’t be blinded by intransparent language and opaque bureaucracy. We will not be deceived and we will be here today and tomorrow to make our demands known: We will not accept a deportation centre here at BER Airport and we will act against it until the plans are halted. This is about ending racist border politics and prisons everywhere, for a world without borders and a world without cages.
Now is the time to put pressure on the politicians who are responsible for the racist politics of the last years. It’s time to name names, and demand political accountability. Not just today, or at the next rally, but every day, until the construction is stopped and the government starts to create laws that support refugees truely and gives them the right to stay and the right to move freely wherever they want!