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Forderungspapier gegen die geplanten Asylrechtsverschärfungen, menschenrechtswidrigen Maßnahmen und Grundrechtseinschränkungen
Ankunft, Inhaftierung, Abschiebung. Das könnte in Europa bald das offizielle Verfahren im Umgang mit Menschen auf der Flucht sein.
Beim morgigen Flüchtlingsgipfel der Ministerpräsident*innen sollte es eigentlich um Unterstützung für Kommunen in Deutschland gehen. Doch die Bundesregierung weigert sich, Verantwortung zu übernehmen. Insbesondere SPD und FDP möchten stattdessen über sogenannte migrationsverhindernde Maßnahmen sprechen.
Eine Ausweitung der sogenannten sicheren Herkunftsstaaten, verstärkte Abschiebehaft, mehr Sammelabschiebungen auf deutscher und Einführung von Asylschnellverfahren in haftähnlichen Ankunftszentren auf europäischer Ebene stehen auf der Tagesordnung. Diese Maßnahmen würden die faktische Abkehr von rechtsstaatlichen Asylverfahren und internationalen Abkommen sowie das Ende des Flüchtlingsschutzes in Europa bedeuten. Die Erfahrungen des “EU Türkei Deals” zeigen, dass diese Form der Abschottung nicht zu geringeren Migrationszahlen, sondern stattdessen zu Haftzentren und Massencamps wie ehemals Moria führen.
Haftzentren schaffen keine Entlastung von Kommunen. Wenn Wohnraum für die Unterbringung, Geld an Schulen und Plätze in Kitas fehlen, dann verschulden das nicht zu viele Geflüchtete, sondern die ehemalige große Koalition, die die soziale Infrastruktur in Deutschland jahrzehntelang kaputtgespart hat. Dass die Ampel diesen desaströsen Kurs jetzt nicht nur halten, sondern sogar verschärfen möchte, ist eine menschliche Katastrophe. Besonders FLINTA Personen leiden unter den schon jetzt katastrophalen Unterbringungsbedingungen. Geflüchtete sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Wir fordern daher: Milliarden an die Kommunen! Alle Kommunen müssen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Neben finanziellen Mitteln braucht es auch Solidarität zwischen den Kommunen. Über 300 Kommunen haben sich seit 2018 als “sichere Häfen” erklärt und viele von ihnen wären bereit, mehr Menschen aufzunehmen.
Wir stellen daher die folgenden Forderungen an die Bundesregierung:
1) Faire, erreichbare Zugänge zu geregelten Asylverfahren inkl. geschlechts- und diskriminierungssensibler Bedingungen ermöglichen:
Menschenrechtswidrige Asylschnellverfahren, Abschiebeknäste und Sammelabschiebungen sollen abgeschafft werden.
2) Bleiberecht und Teilhabe:
Arbeitsverbote und teilweise jahrelange ungeklärte und unsichere Aufenthaltserlaubnisse führen zu starken persönlichen Belastungen und verhindern eine soziale und wirtschaftliche Beteiligung an gesellschaftlichen Aufgaben.
3) Freie Wohnortwahl statt Zwangsunterbringung und Residenzpflicht:
Das Leben in Massenunterkünften ist besonders für Frauen, Kinder, queere und trans-Personen belastend, gefährlich und traumatisierend. Eine freie Wohnortwahl und die Unterstützung bei selbstständiger Wohnraumsuche entlastet Kommunen und Notunterkünfte, aktiviert ehrenamtliches Engagement und fördert eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Deutschland.
4) Finanzielle Unterstützung von Kommunen in angemessener Höhe fördern und solidarische Strukturen auf kommunaler Ebene stärken:
Außerdem schließen wir uns den Kommunen in der Forderung nach stärkerer finanzieller Unterstützung an. Alle Kommunen müssen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um eine sichere Aufnahme, menschenrechtsorientierte Unterbringung und zukunftsorientiertes Ankommen von Geflüchteten zu ermöglichen.
Ein Flüchtlingsgipfel, der sich in erster Linie damit beschäftigt, wie man Geflüchtete bekämpft, kann keinen Erfolg haben. Es sind die tatsächlichen Probleme vor Ort, sowie die oft menschenunwürdige Unterbringung, die bekämpft werden müssen. Da Geflüchtete nicht Teil des Problems, sondern der Lösung sind, fordern wir Sie jetzt auf, danach zu handeln!
Kommt zur Kundgebung anlässlich des Flüchtlingsgipfels der Ministerpräsident:innen am Mittwoch, 10.05.23 um 12 Uhr vor dem Kanzleramt in Berlin!
Demand paper against the planned tightening of asylum law, measures contrary to human rights and restrictions on fundamental rights
Arrival, detention, deportation. This could soon be the official procedure in Europe for dealing with people on the move.
Tomorrow’s “refugee summit” of the minister presidents was supposed to be about support for municipalities in Germany. But the federal government refuses to take responsibility. The SPD and FDP in particular want to talk about so-called migration-preventing measures instead. An expansion of the so-called safe countries of origin, increased deportation detention, more collective deportations on the German level and the introduction of asylum fast-track procedures in detention-like arrival centers on the European level are on the agenda. These measures would mean the de facto abandonment of constitutional asylum procedures and international agreements and the end of refugee protection in Europe. The experience of the “EU Turkey Deal” shows that this form of closure does not lead to lower migration numbers, but instead to detention centers and mass camps like the former Moria Camp.
Detention centers do not relieve the burden on municipalities. If there is a lack of housing, money for schools and places in day-care centers, it is not the fault of too many refugees, but of the former grand coalition, which for decades has cut the social infrastructure in Germany to the bone. The fact that the current coalition not only wants to maintain this disastrous course, but even intensify it, is a human catastrophe. FLINTA* people in particular suffer from the already catastrophic accommodation conditions. Refugees are not part of the problem, but part of the solution. We therefore demand: billions to the municipalities! All municipalities must receive the support they need.
In addition to financial resources, solidarity between the municipalities is also needed. More than 300 municipalities have declared themselves “safe ports” since 2018 and many of them would be willing to take in and support more people on the move.
We therefore make the following demands on the Federal Government:
1. Enable fair, accessible access to regulated asylum procedures, including gender- and discrimination-sensitive conditions:
Asylum fast-track procedures that violate human rights, deportation prisons and collective deportations should be abolished.
2. Right to stay and participation:
Work bans and sometimes years-long unresolved and uncertain residence permits lead to heavy personal burdens and prevent social and economic participation in social tasks.
3. Free choice of residence instead of forced accommodation and compulsory residence:
Living in mass accommodation is particularly stressful, dangerous and traumatizing especially for women, children, queer and trans people. A free choice of residence and support in finding independent housing relieves the burden on municipalities and emergency shelters, activates voluntary work and promotes active participation in social life in Germany.
4. Promote adequate financial support for municipalities and strengthen solidarity-based structures at the municipal level:
We also join the municipalities in calling for stronger financial support. All municipalities must receive the support they need to enable the safe reception, human rights-oriented accommodation and future-oriented arrival of refugees.
A “refugee summit” that is primarily concerned with “How to fight refugees” cannot be successful. It is the actual problems on the ground, as well as the often inhumane accommodation, that must be fought. Since refugees are not part of the problem, but part of the solution, we call on you to act on it now!
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