07.10.2022: Rede der ‚Initiative Abschiebezentrum BER verhindern‘ zur Auftaktkundgebung der Kampagne ‚BLEIBERECHT für ALLE – statt Chancenfalle!‘
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Seit mehr als 3 Jahren versuchen das Land Brandenburg und die Bundesregierung, ihre Pläne für ein nationales Abschiebedrehkreuz in Schönefeld zu realisieren. Denn anders, als uns Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen der CDU beschwichtigend versichert, handelt es sich bei dem sog. “Einreise- und Ausreisezentrum” nicht lediglich um ein “Behördenzentrum”. Es geht hier um einen Ort, an dem Asylsuchende festgehalten und eingesperrt werden. Das geplante Abschiebezentrum vereint alle Institutionen unter einem Dach, die eine schnelle Abwicklung von Asylverfahren und Abschiebungen ermöglichen. So können Asylsuchende direkt nach ihrer Ankunft oder nach Erhalt eines negativen Asylbescheids hier in Schönefeld bis zu ihrer Abschiebung festgehalten, eingesperrt und ausgeflogen werden. Bereits 2018 hat der ehemalige Bundesinnenminister Horst Seehofer als Teil seines “Masterplan Migration” die Errichtung von “Gewahrsamseinrichtungen an zentralen Flughäfen” vorgeschlagen um Sammelabschiebungen zu erleichtern” und somit die Weichen für die Verschärfung und Ausbau des deutschen Grenzregimes gelegt.
Denn es geht hier nicht nur um ein einzelnes Abschiebezentrum. Das Zentrum in Schönhefeld soll ein Wegbereiter einer verschärften Grenzpolitik sein. Auch in Düsseldorf und in Passau sind Abschiebegefängnisse in Planung. Der geplante Bau des Abschiebezentrums BER muss als Teil einer viel größeren Entwicklung von Faschismus und der Ideologie weißer Überlegenheit Europas verstanden werden, die durch rassistische Grenzregime und Asylpolitik abgesichert wird. Die neuen Gesetzespakete der Bundesregierung zeigen uns, dass es kein ehrliches Interesse daran gibt, Menschen auf der Flucht ein Leben in Deutschland zu ermoeglichen, sondern weiter Steine in den Weg gelegt und Menschen kriminalisiert werden.
Seit mehr als 3 Jahren setzen Politiker:innen und Investor:innen alle erdenklichen Hebel in Bewegung um die Pläne für das Abschiebezentrum möglichst schnell und unter wenig öffentlichen Aufsehen durchzumogeln. Deshalb wurde die Zusammenarbeit mit privatem Investor Jürgen Harder besiegelt, obwohl die Auslagerung des Baus um ein vielfaches teurer ist. Somit werden parlamentarische Prozesse demokratische Einflussnahme umgangen und die politische Verantwortlichkeit des Staates verschleiert. Der Investor Jürgen Harder, der bereits wegen eines Schmiergeldskandals vorbestraft ist verdient hieran nicht schlecht: mindestens 100 Millionen Euro über die nächsten 30 Jahre werden ihm vom Land Brandenburg versprochen. Das sind 100 Millionen Euro, die ohne jegliche demokratische Zustimmung verwendet werden sollen. Gelder, die dafür verwendet werden, Menschen einszuperren.
Doch 3 Jahre später stehen auch wir heute hier. Denn wir sind entschlossen. Wir lassen uns nicht blenden. Wir durchschauen die undurchsichtige Sprache und bürokratischen Hürden. Wir lassen uns nichts aufbinden und stehen heute wie morgen hier um unsere Forderung klar zu machen: Wir werden ein Abschiebezentrum am Flughafen BER nicht akzeptieren! Denn es geht hier um die Abschaffung von rassistischen Grenzregimen und Gefängnissen überall, um eine Welt ohne Grenzen und ohne Käfige.
Wir haben Partnerunternehmen kontaktiert, die Kunden von Harder + Partner über den Bau informiert, Ausschüsse gestört und Aufklärung am Flughafen betrieben. Wir bringen Licht an die Machenschaften hinter geschlossenen Gardinen im Landtag Brandenburgs. Es ist Zeit, die politischen Akteure unter Druck zu setzen, die tatsächlich für die menschenverachtende Politik der letzten Jahre verantwortlich sind. Es ist Zeit, Namen zu nennen. Es ist Zeit Konsequenzen zu ziehen und politische Verantwortung einzufordern. Nicht nur heute und auf dem nächsten Aktionstag. Sondern jeden Tag – bis der Bau gestoppt ist und die Asylpolitik aufhoert Menschen auf der Flucht zu kriminalisieren und anfaengt Gesetze zu verfassen, die Bleiberecht und Bewegungsfreiheit fuer alle Menschen ermoeglicht.
Bleiberecht für Alle statt Chancenfalle!
For the past three years the Brandenburg and German government have been trying to realise their plans for a national deportation hub in Schönefeld. We know, that this so called “Arrival- and departure centre at BER Airport” won’t simply be an administrative centre, contrary to Brandenburg’s minister of the interior Michael Stübgen’s reassurances. This would be a place where Asylum-seekers are detained and imprisoned. The deportation centre is intended to house all institutions under one roof necessary for a swift and speedy processing of asylum claims and deportations. This would mean that asylum seekers are processed on-site immediately after their arrival; or asylum from other areas places in would be brought here and once their claims are denied detained until deportation.
These plans for fortifying the German border institutions have been in the making since 2018 when Germany’s previous minister of the interior Horst Seehofer introduced ideas for the construction of “detention centres at central Airports to facilitate mass deportations” as part of his “Masterplan Migration”.
This is about much more than just one deportation centre. This centre in Schönefeld is intended as a forerunner for an extended, strengthened German border for the securitisation of a racist state. Both in Düsseldorf and in Passau there are plans for similar deportation prisons. Therefore we have to understand the construction of this deportation centre at BER as part of a much broader developments in rising fascist and xenophobic politics and in a trajectory of a white supremacist European ideology fortified and secured by racist border politics. The new asylum laws of the german government show that there is no real interest to give people on the move a chance to build up a life in germany. The new laws throw stones in the path and criminalize people seeking asylum.
For the past 3 years politicians and investors have made every effort to bypass democratic processes and push through the plans for the centre quickly and with little public attention. It is for this reason that the collaboration with Investor Jürgen Harder was decided, even though the outsourcing of the construction of the centre to a private partner is a lot more expensive than if it were built the Brandenburg government itself. Through this rental model, in which the government rents the buildings and the infrastructure for the deportation centre from the investor, democratic influence and political responsibility of the state are avoided. The investor Jürgen Harder, who has previously been convicted of fraud, has been promised the hefty sum of at least 100 Million Euro over the next 30 years. Those are 100 Million Euro of public funds, that are being deployed without democratic consent to lock people up in cages.
So, 3 years later, we are here today. And we are determined, we will fight Harder!
We have contacted the clients of Harder and Partner and informed them of the construction plans, we have disrupted committees and worked to inform people at the airport. We uncover the obscure dealings happening behind closed doors at the Landtag Brandenburg. We won’t be blinded by intransparent language and opaque bureaucracy. We will not be deceived and we will be here today and tomorrow to make our demands known: We will not accept a deportation centre here at BER Airport and we will act against it until the plans are halted. This is about ending racist border politics and prisons everywhere, for a world without borders and a world without cages.
Now is the time to put pressure on the politicians who are responsible for the racist politics of the last years. It’s time to name names, and demand political accountability. Not just today, or at the next rally, but every day, until the construction is stopped and the government starts to create laws that support refugees truely and gives them the right to stay and the right to move freely wherever they want!