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07.10.22: Rede von ‘Ende Gelände Berlin‘ zur Auftaktkundgebung der Kampagne ‘BLEIBERECHT für ALLE – statt Chancenfalle!’
Liebe Freund*innen und Genoss*innen,
wir als Ende Gelände Berlin und demnach als ein Teil der Klimagrechtigkeitsbewegung, haben uns der Kampagne “Bleiberecht für Alle- statt Chancenfalle” angeschlossen, weil wir unter Klimagerechtigkeit nicht nur Klimaschutz verstehen, so wie einige grüne Kapitalisten, die denken man könne Neo-Koloniale Ausbeutung ein bisschen grün anstreichen, dann wirds schon gehen, sondern weil wir soziale und globale Gerechtigkeit fodern und diese auch anstreben! Während wir lernen, dass der Kampf um Klimagerechtigkeit nur gemeinsam und international funktioniert, sind für einen Weg in eine solidarische Gesellschaft die Kämpfe um Bewegungsfreiheit für Alle und gegen alle Formen der Unterdrückung damit untrennbar verbunden. Daher wollen wir unsere Kämpfe verbinden!
Die Klimakrise ist das Öl im Feuer, welches Lebensgrundlagen zerstört und gleichzeitig Konflikte und Kriege ankurbelt, damit also indirekt aber auch direkt mit die größte Fluchtursache ist und Millionen von Menschen bedroht. Dass dies Menschen aus Geographien im Globalen Süden am härtesten trifft ist die Folge neokolonialer Strukturen welche sich über das kapitalistische System aufrecht erhalten und dazu beiträgt, dass Menschen wegen der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen, Hunger, Krieg usw. fliehen. Ein Zustand den man niemandem wünscht! Auch wenn die meisten Menschen Zuflucht in umliegenden Ländern suchen, nimmt ein kleiner Teil den weiten und (gefährlichen) Weg nach Europa auf sich.
Mit viel Hoffnung und dem Gedanken es endlich geschafft zu haben landen die Menschen in Auffanglagern wie Moria und erleben dort die Hölle. So viel Menschenverachtung zentriert in einem Gefängnis ähnlichen Gebäude, ist einfach wiederlich! Andere versuchen ihr Glück über die Balkanroute oder über diverse Meeresrouten bei der sie mit einer ähnlichen Willkommenskultur konfrontiert sind.
Schnell wird klar die Festung Europa, die so viel Aussicht auf Verbesserung verspricht ist nur offen, solange du, nicht aus einem Drittstaat kommst, nicht BIPoC bist und/oder natürlich du eine nützliche Arbeitskraft darstellst.
Aber nun ja, kommen wir zur Kampagne und den Gesetzesänderungen zurück, weswegen wir alle hier sind. Wenige Menschen werden hier von dem “wohlwollenden” Deutschland aufgenommen. Doch was sie hier erleben, so lange sie nicht einem vorbildlich westlichen Ideal einer Arbeitskraft entsprechen ist einfach unglaublich. Isoliert in Asylheimen, ohne ausreichende gesundheitliche und psychische Versorgung, werden den Geflüchteten Auflagen aufgedrückt, die je nach Lebenssituation einfach nicht zu realisieren sind und sich auch nur darauf konzentrieren diese Menschen als “sinnvolle” Arbeitskraft zu integrieren, welche am liebsten eh nur Ausgebeutet werden soll. Wie nur kann der zufällige Geburtsort und optische Merkmale ein selektiver Marker für Gut und Böse sein? Und wie kann man so rücksichtlos und unempathisch von Menschen abverlangen, wie beim Chancenaufethaltsgesetz, Vorlagen innerhalb eines Jahres umzusetzen, die je nach Lebenssituation und auch Lebenswunsch nich realisierbar sind und dann die Abschiebung droht. Was ist das denn für ein Druck? Wer soll sich denn da unbeschwert integrieren, wenn die ganze Zeit die nackte Panik im Rücken hängt abgeschoben zu werden, bei jedem Furz den man lässt.
Menschen tatsächlich die Möglichkeit und Zeit zu lassen sich frei zu entfalten, in ihrem Tempo und nach ihrem Rhythmus würde wahrscheinlich bedeuten einzugestehen Verantwortung zu tragen für Flucht, Krieg und die Klimakrise. Und das würde bedeuten Macht zu verlieren. Macht die darauf beruht zu Zerstören, egal ob Mensch, Tier oder Natur. Es ist einfach pervers und erstaunlich wie das weg ignoriert wird. Und sich jetzt hier hinter uns (Bundestag) auf die Schulter geklopft wird, weil man ein bisschen durch ein besseres Wording die Asylgesetze aufpoliert hat, dabei ist es die selbe menschenverachtende Suppe wie vorher und gilt nur als Verbesserung für diejenigen die sich wie gesagt als gute Arbeitskraft integrieren können.
Das Aufgreifen dieser neoliberalen Logik in den neuen Migrationspaketen ist nur eine perverse Fortsetzung und Vertiefung der Spaltungsmechanismen des kapitalistischen Systems durch das Geschwür einer nationalen Idee. Solange sich nichts an der grundlegenden Logik ändert und sich die Debatte nicht auf einer menschenrechtlichen Ebene bewegt, ist der Staat nicht mehr als ein treuer Gehilfe der kapitalistischen Ordnung. Dies zeigt auf, dass die Bundesregierung und der Staat sich nur in kleinteiligen Diskussionen und Komplexität verlieren und damit den eigentlichen Diskurs verschleiern und ablenken.
Wir jedoch müssen diesen Versuch der Spaltung erkennen und diese Logik durchbrechen, in dem wir solidarisch sind, zusammen kämpfen, für Menschenrechte und ein gutes Leben für alle. Daher kann unsere Forderung nicht weniger lauten als: Bleiberecht für Alle, statt Chancenfalle!
Dear friends and comrades,
we as Ende Gelände Berlin and therefore as a part of the climate justice movement, have joined the campaign “Right to Stay for All- instead of Opportunity Trap”, because we understand climate justice not only as climate protection, like some green capitalists who think you can paint neo-colonial exploitation a little bit green, then it will work, but because we demand social and global justice and strive for it! While we learn that the struggle for climate justice only works together and internationally, the struggles for freedom of movement for all and against all forms of oppression are inseparable for a way to a solidary society. Therefore we want to connect our struggles!
The climate crisis is the oil in the fire, which destroys livelihoods and at the same time fuels conflicts and wars, thus indirectly but also directly being the biggest cause of flight and threatening millions of people. The fact that this hits people from geographies in the Global South the hardest is the consequence of neocolonial structures which are maintained by the capitalist system and contributes to the fact that people flee because of the destruction of their livelihoods, hunger, war, and so on. A condition which one wishes to nobody! Even if most people look for refuge in surrounding countries, a small part takes the far and (dangerous) way to Europe on itself.
With a lot of hope and the thought to have finally made it, the people end up in refugee camps like Moria and experience there nothing than hell. So much contempt for humanity centered in a prison-like building, is simply disgusting! Others try their luck over the Balkan route or over various sea routes where they are confronted with a similar tragic welcome culture.
Quickly it becomes clear the fortress Europe, which promises so much prospect of improvement is only open, as long as you do not come from a third country, you are not BIPoC and / or of course you represent a useful workforce.
But well, let’s get back to the campaign and the law changes, which is why we are all here. Few people are accepted here by “benevolent” Germany. But what they experience here, as long as they do not meet an exemplary western ideal of a labor force is simply unbelievable. Isolated in asylum homes, without adequate health and mental care, the refugees are imposed conditions that, depending on their living situation, simply can not be realized and also focus only on integrating these people as a “useful” workforce, which is exploited anyways. How only can a random birthplace and visual characteristics be a selective marker of good and evil? And how can one demand so recklessly and unsympathetically from people, as with the Chancenaufethaltsgesetz, to implement proposals within a year that are not feasible depending on the life situation and also life desire and then the deportation threatens. What kind of pressure is that? Who should get part of society carefree, if the whole time the naked panic hangs in the back to be deported.
To actually give people the opportunity and time to develop freely, at their pace and according to their rhythm would probably mean admitting responsibility for flight, war and the climate crisis. And that would mean losing power. Power that is based on destroying, no matter if humans, animals or nature. It is simply perverse and amazing how this is ignored. And now here behind us (Bundestag) politicians feel doin good, because one has polished up a bit by a better wording the asylum laws, while it is the same inhuman shit as before and is only considered an improvement for those who can integrate as a good worker.
Taking up this neoliberal logic in the new migration laws is only a perverse continuation and deepening of the mechanisms of division by the capitalist system through the ulcer of a national idea. As long as nothing changes in the fundamental logic and the debate does not move to a human rights level, the state is no more than a faithful helper of the capitalist order. This points out that the federal government and the state only get lost in petty discussions and complexities, obscuring and distracting from the real discourse.
We, however, have to recognize this attempt of division and break this logic by being in solidarity, fighting together, for human rights and a good life for all. Therefore, our demand can be no less than: Right to stay for all, instead of opportunity trap!